Vizepräsidentin des Landtags widmet sich der deutsch-französischen Erinnerungskultur

Am Donnerstag, 25. Juli 2019, besuchte die stellvertretende Landtagspräsidentin Sabine Kurtz MdL die KZ-Gedenkstätte Natzweiler im Elsass. Das Konzentrationslager Natzweiler war das einzige Konzentrationslager auf französischem Boden. Dazu gehörten rund 70 Außenlager auf beiden Seiten des Rheins.  „Die grauenhaften medizinischen Experimente an Deportierten und Inhaftierten im KZ-Natzweiler beschäftigen uns bis heute“, betonte Sabine Kurtz.

Noch heute künden 13 Gedenkstätten, etliche davon in Baden-Württemberg, von den Gräuel, die den 52.000 Deportierten in den Jahren 1941 bis 1945 dort angetan wurden. Ein besonderes Merkmal des KZ-Natzweiler waren die medizinischen Experimente, denen Menschen dort von Ärzten und Wissenschaftlern der damaligen NS-Musteruniversität Straßburg unterzogen wurden.

Während der Führung über das Gelände des ehemaligen Arbeitslagers, zu dem auch ein Steinbruch gehört, zeigte sich Sabine Kurtz von der besonderen Atmosphäre des Ortes beeindruckt. Die Trostlosigkeit in der rauen Vogesenlandschaft zeige eindrucksvoll, wie grausam und zynisch die Nationalsozialisten ihre Gegner behandelten. Gleichzeitig böte die karge Weitläufigkeit, die nur sparsam von musealen Exponaten unterbrochen werde, den Besucherinnen und Besuchern genügend Freiräume, sich eigene Gedanken zu machen, ohne permanent von allzu heftigen Emotionen überwältigt zu werden.

Begleitet wurde die Vizepräsidentin des Landtags von Marie Janot, der französischen Referentin für Öffentlichkeitsarbeit der Gedenkstätte, Dorothee Roos, der Vorsitzenden des „Verbunds der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler“ (VGKN), sowie Anja König, der Koordinatorin des VGKN, und Andreas Schulz von der Landeszentrale für politische Bildung. Die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) betreut und begleitet die Arbeit der über 70 Gedenkstätten in Baden-Württemberg und koordiniert auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in diesem Bereich.

Sabine Kurtz, die während ihres Studiums der Romanistik ein Jahr in Straßburg verbracht hatte, würdigte diese transnationale Zusammenarbeit als großes Verdienst für die deutsch-französische Erinnerungskultur: “Mir liegt die Verständigung beider Länder seit jeher sehr am Herzen. Umso mehr freue ich mich, dieses einmalige Projekt zur Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels unserer gemeinsamen Geschichte kennenzulernen“. Besonders würdigte sie den Einsatz des VGKN und gratulierte zur Verleihung des Europäischen Kulturerbe-Siegels: „Diese hohe Auszeichnung im Jahr 2018 durch die Europäische Kommission haben Sie Ihrem jahrelangen ehrenamtlichen Engagement zu verdanken“, wandte sie sich an Dorothee Roos.

Im Anschluss besuchte die Vizepräsidentin eine Sonderausstellung über Edith Kiss im Centre Européen du Résistant Déporté (CERD), dem Dokumentationszentrum der Gedenkstätte. Die gebürtige Ungarin Kiss war Zwangsarbeiterin im „Kriegsmusterbetrieb“ Daimler in Genshagen. Nach ihrer Befreiung verarbeitete die Künstlerin ihre Erlebnisse in einer Bilderserie, die derzeit im Dokumentationszentrum ausgestellt ist.

Der Besuch von Sabine Kurtz in Natzweiler ist ihr dritter Gedenkstättenbesuch in diesem Jahr. In der ersten Jahreshälfte war Kurtz bereits bei der Gedenkstätte Georg Elser in Königsbronn und im Dokumentationszentrum Grafeneck zu Gast. Mit den Besuchen im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma am 1. Oktober in Heidelberg, im Jüdischen Museum in Gailingen am 14. Oktober 2019, im DDR-Museum in Pforzheim am 11. November und im Museum KZ Bisingen am 2. Dezember 2019 stehen weitere Termine an. Die Reihe organisiert der Fachbereich Gedenkstättenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB), die verwaltungsorganisatorisch zum Landtag gehört.