Sabine Kurtz im Gespräch mit Schäfern über Wölfe und Schafe

Über 150 Jahre lang wurde in Baden-Württemberg kein Wolf mehr gesehen. Nun kehrt das Wildtier aus Osteuropa und von der Schweiz zurück in unsere heimischen Wälder. Die CDU Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz sprach deshalb im Stall der Schäferei Schaible in Aidlingen mit Vertretern des Landesschafzuchtverbandes. Schäfermeister Herbert Schaible übernahm vor einigen Jahren zusammen mit seinem Bruder den elterlichen Betrieb und besitzt heute über 900 Schafe, die kurz vor Ostern bereits alle geschoren waren.

Sabine Kurtz sieht in der Wiederansiedelung des Wolfes große Herausforderungen: „Die letzten verbleibenden Schäfer in Baden-Württemberg sorgen sich zu Recht um die Sicherheit ihrer Herden – insbesondere nach der Wolfsattacke in Bad Wildbad mit über 40 verendeten Schafen vor einem Jahr.“

Die Schäfer nehmen ihrer Ansicht nach im Landschaftsschutz eine überaus wichtige Rolle ein und profitieren zurecht vom Landschaftspflegeprogramm und dem Vertragsnaturschutz. Ihre Herden sorgen dafür,dass die Landschaft offengehalten wird und dadurch nicht verbuscht und sich eine breite biologische Vielfalt entwickeln kann. „Die hohen Investitionen und die vielen Anstrengungen für den Erhalt von Gräsern, Insekten, Tieren, Berufen, Freizeitmöglichkeiten und einer offenen Landschaft durch Weidetiere dürfen durch den Schutz des Wolfs nicht ruiniert werden“, macht die Landtagsabgeordnete deutlich.

Zwar gäbe es nun Gelder vom Land für Präventionsmaßnahmen gegen Schäden durch den Wolf, diese würden aber oft erst viel zu spät ausgezahlt, beklagen die Schäfer. So müssten sie teilweise mit über 10.000€ in Vorleistung für den Schutz ihrer Herden gehen. Fraglich sei dazu nach wie vor, wie ein wirksamer Schutz gegen Wolfsangriffe gelingen könne. Oft erlaube das Gelände das Anbringen von Elektrozäunen nicht und selbst wenn der Zaun funktioniert, könnten die Wölfe ihn überspringen oder einen Tunnel graben.

Auch Schäferhunde könnten das Problem nicht ausreichend lösen. Schäfermeister Schaible schildert die Erfahrungen mit seinen zwei neuen Herdenschutzhunden: „Während Hütehunde am Tag darauf aufpassen, dass die Schafe nicht weglaufen, so müssen Herdenschutzhunde in der Nacht die Schafe vor Wölfen schützen. Die Hütehunde wirken also in die Herde hinein, die Schutzhunde sind für den Schutz nach außen zuständig. Diese Tiere sind deshalb sehr aggressiv – auch gegenüber dem Menschen. Trotz einer guten Ausbildung kann ein solcher Herdenschutzhund einen normalen Hund nicht unbedingt von einem Wolf unterscheiden, was nicht selten zu schweren Problemen führt.“

Die Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbands, Anette Wohlfarth, zitiert aus der gemeinsamen Forderung der Landnutzerverbände zum Herdenschutz: „Um die Landwirte und Nutztierhalter im Umgang mit dem Wolf zu unterstützen, fordern wir von der Politik eine Beweislastumkehr zugunsten der Weidetierhalter bei Schäden durch ausgebrochene Weidetierherden in Folge eines Wolfsangriffes. Dazu sind Weidetierschutzzonen sowie wolfsfreie Zonen einzurichten, in welchen der Wolf geschossen werden kann, und der Wolf muss in das Jagd- und Wildtiermanagementgesetz aufgenommen werden.“

„Die CDU Landtagsfaktion hat sich dafür stark gemacht, den Wolf in das Jagdgesetz aufzunehmen“, stellt Sabine Kurtz fest. Eine Aufnahme des Wolfs in das Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes würde mehr bedeuten als der leichtere Abschuss eines Tieres. So wären praxisbezogene Regelungen wie Monitoring, Fütterungsverbote, Schutz- und Präventionsmaßnahmen sowie Fachberatungen möglich.

Alfons Gimber, Vorsitzender des Landesschafzuchtverbandes, betont, dass eine Rückkehr des Wolfs nach Baden-Württemberg durchaus möglich ist, wenn sie geordnet und kontrolliert abläuft: „Der Wolf muss lernen, dass er sich Menschen und Nutztieren nicht nähern darf. Dies wird er nur tun, wenn die Entnahme auch möglich ist.“ Deshalb fordert Sabine Kurtz abschließend: „Der überaus strenge Schutz des Wolfs durch EU-Recht und nationale Gesetze kann bei uns nur so lange bestehen, wie der Wolf auch besonders gefährdet ist. Spätestens wenn der Bestand der Population eine gewisse Schwelle überschreitet, muss es möglich sein, wie es bereits in der Schweiz geschieht, einzelne Tiere besonders zu überwachen und gegebenenfalls auch zu erschießen.“