Rede zur Eröffnung des“ LOGL-Zentrum für Gartenkultur und Obstbaumpflege“ in Weil der Stadt

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für die Einladung zur Eröffnung des LOGL-Zentrum für Gartenkultur und Obstbaumpflege hier auf dem Malerbuckel in Weil der Stadt. Einige von uns durften ja schon einmal einen Blick in das Gebäude werfen am 20. Dezember, gemeinsam mit Minister Peter Hauk, von dem ich Sie auch heute herzlich grüßen darf.

Insgesamt darf ich sagen, dass ich derzeit viele Gelegenheiten habe, mich mit dem LOGL auszutauschen.

Sie halten mich sozusagen ganz gut auf Trab: Vor knapp zwei Wochen war ich bei der Einweihung Ihres neuen Competenz-Centrums in Bühl vor Ort – das auch schon achte seiner Art.

Sie sind sozusagen omnipräsent. Auch auf den Gartenschauen in Mannheim und Balingen sind Sie vertreten.

Das ist, wie ich finde, Zeichen dafür, wie aktiv, engagiert und ambitioniert Sie im LOGL denken und handeln.

Und jetzt freue ich mich ganz besonders, Sie mit Ihrem neuen, großen Zentrum – gewissermaßen dem neuen Herz Ihres Verbandes – in meinem Wahlkreis

– Peter Seimer, Herr Scherer –

Hier in Weil der Stadt auf dem Malersbuckel begrüßen zu dürfen.

Die Landesakademie für Jugendbildung erhält durch Sie einen überaus sympathischen Nachbarn, mit dem sich sicherlich auch Kooperationsmöglichkeiten ergeben werden – das darf ich als stv. Vorsitzende von Herrn Katz  sagen.

Meine Damen und Herren,

Ihr Verband hat eine lange Tradition und kann auf eine mehr als 130-jährige Geschichte zurückblicken.

1880 wurde der württembergische Zweig des Verbandes gegründet;

1893 der badische.

Viele unserer Obst- und Gartenbauvereine im Landkreis feierten in den vergangenen Jahren ebenfalls ihren hundertsten Geburtstag.

Da stellt man sich ja unwillkürlich die Frage: Konnten die Gründungsmitglieder 1880 oder 1893 schon absehen, was aus Ihrer Gründung einmal werden wird?

Hätten es die Obstbauern von damals für möglich gehalten, dass sich ihr Verband einmal für den Gartenbau im heutigen Sinne öffnen würde? Immerhin stand damals der Obstbau im Mittelpunkt, es ging um  die Ernährungssicherung der Bevölkerung.

Hätten es die Obstbauern von damals für möglich gehalten, dass ihr Verband einmal Württemberg und Baden verschmelzen und fast 1.000 Vereine und 100.000 Menschen abdecken würde?

Hätten die Obstbauern von damals es für möglich gehalten, dass ihr Verband einer der größten des Landes werden würde?

Und abschließend kann man sich fragen, ob die Menschen von 1880 es wohl für möglich gehalten hätten, dass ihr Verband knapp 140 Jahre später solch ein Gebäude, solch  ein Zentrum hier eröffnet?!

Bedenken Sie bitte, 1889, also ungefähr zu Ihrer Gründungszeit, fand in Paris die große Weltausstellung statt. Zwei Jahre zuvor, also 1887, gab es den Spatenstich für den Eiffelturm, die „eiserne Dame“ von Paris.

Damals galt also eher Stahl das Material der Zukunft.

Im 19. Jahrhundert hätte man es wohl kaum für möglich gehalten, dass im 21. Jahrhundert wieder Holz als das Material der Zukunft gilt.

Jedenfalls sehen wir das im Ministerium für Ländlichen Raum in Baden-Württemberg so und deswegen fördern wir mit der Holzbau-Offensive das klimafreundliche Bauen mit Holz. Unser Ziel ist es, Baden-Württemberg als Trendsetter für eine klimagerechte Baukultur zu etablieren.

Schön, dass Sie uns dabei helfen und hier so ein wunderbares Beispiel für Bauen mit Holz liefern. Vielen herzlichen Dank dafür an den LOGL und an das Architekturbüro Lohrmann.

Meine Damen und Herren, ich finde, der Werkstoff Holz ist auch ein hervorragendes Symbol für einen Verband wie den LOGL.

Auf der einen Seite weist das Holz zurück in die Vergangenheit, in die Tradition.

Schon seit Jahrhunderten bauen Menschen mit Holz. Sie selber sagen ja, dass ihr neues Zentrum an die wuchtigen baden-württembergischen Holzscheunen angelegt ist, die seit Ewigkeiten neben Streuobstwiesen der Witterung trotzen.

Auf der anderen Seite weist das Holz aber auch nach vorne, in die Zukunft.

Sie bauen eben nicht nur eine Holzscheune, sondern ein hochmodernes Gebäude mit so innovativen Technologien wie einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, einer Solaranlage und einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.

In Zeiten des Klimawandels ist es nur konsequent, auf die Kreislauffähigkeit des Holzes und anderer Technologien zu setzen.

Der Gedanke der Nachhaltigkeit steckt Ihnen im Blut – das unterstreichen Sie mit Ihrem neuen, repräsentativen Zuhause.

Und weil die Nachhaltigkeit auch uns so wichtig ist, fördert das Land Baden-Württemberg mit dem „Holz-Innovativ-Programm“ und Geldern der Europäischen Union modellhafte Holzbauvorhaben mit Strahlkraft. Sehr gerne sind wir dem Votum der Jury gefolgt und haben Ihr Vorhaben mit ansehnlichen Mitteln finanziell unterstützt

(mit 125.000€ plus 10.000 € für den Außenbereich) .

Ein Bauen, das – wie eingangs beschrieben – Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Moderne verbindet.

Spinnen wir diesen Gedanken der Verbindung von Tradition und Moderne weiter, haben wir auch einen guten Leitfaden für die großen Anliegen Ihres Verbandes, den Garten- und Obstbau.

Nehmen wir die Streuobstwiesen:

Die weisen natürlich – wie das Holz als Werkstoff – auf der einen Seite auch zurück in die Vergangenheit:

Streuobstwiesen in Baden-Württemberg sind traditionsreich und prägen seit Ewigkeiten unsere Landschaft und unsere Küche. Sie machen das Ländle aus.

Damit weisen sie jedoch auch andererseits auch in die Zukunft: Streuobstwiesen schützen viele Arten und müssen selber geschützt werden.

Deswegen haben wir im Ministerium eine spezielle Streuobstkonzeption, die wir auch mit Ihrer Hilfe überarbeitet und erneuert haben. Denn Sie haben ja die beste Expertise. Denn Sie sind ja diejenigen, die die Bestände pflegen, die Wiesen mähen, die Bäume schneiden, nachpflanzen, das Obst ernten, verwerten und dann auch erfolgreich vermarkten. Sie bilden die Grundpfeiler für den Erhalt unserer Streuobstlandschaft.

Und auch beim Gartenbau sehen wir wieder diese beiden Motive – Vergangenheit und Zukunft; Tradition und Moderne.

Auf der einen Seite sind Gärten eine uralte Technik und Spiegel der Träume und Bedürfnisse der Menschen.

Auf der Höri am Bodensee kann man seit wenigen Jahren den großen Garten besichtigen, den Hermann Hesse und seine Frau Mia angelegt haben. Ganz zauberhaft. Viele von Ihnen haben ihn wahrscheinlich schon besucht. Er ist wieder angelegt worden wie er früher war, in dieser besonderen Mischung als Nutz- und Ziergarten, mit zierlichen Wegen und Lauben, aber eben auch Gemüse, Zwiebeln und Kräutern.

Auch Gärten sind ein hochmodernes Thema.  Denken Sie an die

langen Wartelisten für das Pachten von Schrebergärten,

an neue Experimente im Urban Gardening oder die solidarische Landwirtschaft.

Und wegen des Klimawandels müssen wir Gärten wahrscheinlich nochmal ganz neu denken, gestalten und bebauen.

Auch da sind Sie die Experten und ich bin froh, dass wir Sie als Praktiker aber auch als Ratgeber an der Seite haben

und dass Sie mit Bildung und Beratung in die Bevölkerung hinein wirken

und dass Sie für die Gartenbauexperten,

die Obstbaumpfleger und die Streuobstpädagogen von morgen sorgen.

Dann kann man den Blick eigentlich wieder 130, 140 Jahre in die Zukunft blicken und die Hoffnung äußern, dass Ihr Verband und seine Mitglieder und Experten auch in Zukunft Obstwiesen und Gärten in unserem Land einerseits bewahren, andererseits transformieren werden.

Die Grundlagen dafür sind jetzt hier in Weil der Stadt gelegt. Gut, dass Sie da sind! Vielen Dank!