Parlamentarischer Abend des Handwerkstags

Meine sehr geehrte Damen und Herren,

Köche, meine Damen und Herren, sind keine Handwerker. Aber ich weiß, dass Sie sich jetzt sehr auf diese besondere Kunst des Hotel- und Gaststättengewerbes freuen. Das Buffet wartet schon, der Magen knurrt und doch schenken Sie mir noch für ein paar Minuten Ihr Ohr: Dafür vorab schon herzlichen Dank. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Landtag danke ich Ihnen auch sehr herzlich für die Einladung zu der Begegnung heute Abend.

Lassen Sie uns für einen Moment Ihr Auge im Raum schweifen. Da sehen Sie ganz viel Handwerkerleistung um uns herum.Hier waren Fliesenleger, Maler, Innenausstatter, Sanitärbetriebe, Elektriker und sicher noch viele andere Handwerker mehr am Werk, bevor der Handwerkstag hier einziehen konnte und wir hier zu diesem Parlamentarischen Abend zusammenkommen können. Also, wir sehen auch hier und heute: ohne Handwerk wäre unser Leben gar nicht vorstellbar.

Gerade Baden-Württemberg ist geprägt von kleineren und mittleren Unternehmen, die zu großen Teilen im Handwerk angesiedelt sind. 2018 haben wir in dieser Branche noch ein Umsatzplus von 4,6 Prozent verzeichnet und die Zahl der Beschäftigten lag noch über dem Vorjahresniveau. Aber jede Konjunktur verläuft in Wellen und der seit zehn Jahren andauernde Aufschwung stagniert momentan.

Der Brexit, wie auch der Handelsstreit zwischen China und den USA haben direkte Auswirkungen auf uns und von einer weltweiten Konjunktur-Flaute wäre Baden-Württemberg als exportorientiertes Bundesland besonders betroffen. Deshalb gilt es, die Betriebe im Land noch stärker zu unterstützen und nicht weiter zu belasten. Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut setzt deshalb auf steuerliche Entlastung von Betrieben und auf weiteren Bürokratieabbau. Und mit verschiedenen Beratungsangeboten und Förderprogrammen steht das Land den Handwerksbetrieben ebenfalls zur Seite. Denn wir stehen nicht nur vor konjunkturellen Veränderungen, sondern wir spüren alle: wir befinden uns mitten in einem großen Strukturwandel, der gekennzeichnet ist von Digitalisierung, Nachhaltigkeitsanforderungen und bisher nie gekannten Mobilitätsmodellen.

Unter diesen Vorzeichen bildet das Handwerk einen Anker der Stabilität, weil handwerkliche Leistungen immer gebraucht und wie der Name schon sagt: von Menschenhand erbracht werden. Und was brauchen unsere Unternehmen dringend, um in diesem fordernden Umfeld ihre Visionen und Innovationen auch in die Tat umzusetzen? Sie brauchen gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte und Auszubildende. Mit der Dualen Ausbildung haben wir in Baden-Württemberg gute Startbedingungen. Der aktuelle Bildungsmonitor bestätigt, dass unsere Absolventen der dualen Ausbildung die höchste Erfolgsquote aller Bundesländer haben und die Zahl der Ausbildungsabbrecher am geringsten ist. Ich danke daher allen Ausbildungsbetrieben und ich danke auch der Handwerkskammer für ihre Anstrengungen im Bereich der Ausbildung.

Sehr glücklich bin ich, dass wir nun hoffentlich bald ein neues, ein altes Instrument haben werden, um die Qualität und Ausbildung in unseren Handwerksbetrieben zu sichern. Das Bundeskabinett hat beschlossen, dass einige Gewerke mit der Novellierung der Handwerksordnung Anfang 2020 wieder meisterpflichtig werden sollen. Die letzten Jahre haben bestätigt, dass Betriebe, die keine entsprechende Meisterqualifikation vorweisen können, wesentlich schneller wieder vom Markt verschwinden und dass diese auch viel weniger Auszubildende beschäftigen. Durch verbindliche Standards im Handwerk wird sich die Qualität hoffentlich wieder auf einem einheitlich hohen Niveau einpendeln,  die Ausbildungsquote wird sich erhöhen und wir können das Know-how über die Generationen hinweg weitergeben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Wir brauchen das Handwerk als Garant für wirtschaftliche Prosperität und Wohlstand im Land. Und wir brauchen das Handwerk, um  die Qualität mit dem Siegel „Made in Baden-Württemberg“ aufrecht zu erhalten.

Auch in früheren Zeiten wurden Handwerker dringend gesucht, durchaus aus unterschiedlichen Gründen. Einen habe ich Ihnen heute mitgebracht. Den habe ich in einer Stellenanzeige in der Ludwigsburger Kreiszeitung von 1949 gefunden. Die lese ich Ihnen gleich mal vor. 1949 – da war der Hintergrund wahrscheinlich tragisch, zumindest traurig, aber heute erscheint uns diese Stellenanzeige doch auch lustig. Hören Sie selbst: „Schreiner gesucht: Strebsamer Bau- und Möbelschreiner in kleiner Schreinerei auf dem Lande sofort gesucht. 28 bis 36 Jahre alt, ledig, evangelisch, bei Zuneigung Einheirat und Übernahme möglich. Angebote mit Lebenslauf und Zeugnisabschriften unter 962 an die Ludwigsburger Kreis-Zeitung.“ Da darf man hoffen, dass die Anzeige der Betriebsinhaberin in jeder Hinsicht erfolgreich war und mit diesem kleinen Ausflug in die Zeit vor 70 Jahren darf ich schließen.

Wir freuen uns nun auf gute  Gespräche mit Ihnen.