Neujahrsempfang CDU Grafenau

Sehr geehrte Damen und Herren,

Dank für die Einladung. Auch ich wünsche Ihnen ein gutes und gesundes neues Jahr und Gottes Segen.

Der Neujahrsempfang der CDU Grafenau ist jedes Jahr etwas Besonderes. Denn der wunderschöne Maltesersaal hier  im Schloss Dätzingen hat schon ein ganz außerordentliches Ambiente zu bieten. Wir befinden uns hier in einem herausragendes Zentrum für Kunst und Kultur, das weit über die Region hinaus bekannt ist. Dazu trägt nicht zuletzt die Galerie Schlichtenmaier bei, die hier ihren Hauptsitz hat. Das ist ja auch etwas Besonderes: Hauptsitz in Grafenau, Zweigstelle in Stuttgart, in der Landeshauptstadt, am Kleinen Schlossplatz. Bei der Jubiläumsfeier zum 50. Gründungsjubiläum des Unternehmens im vergangenen Sommer haben sich hier wieder namhafte Künstlerinnen und Künstler, Kunstliebhaber und Galeristen ein Stelldichein gegeben. Auch das Heimatmuseum und das Antiquariat von Joachim Ratz haben ihren Sitz hier im Schlossareal und der Kulturverein lädt hier immer wieder zu Kunstausstellungen ein. Und es gibt auch eine Museumswerkstatt für antike Uhren.

Wir befinden uns also hier im Schloss, meine Damen und Herren, im kulturellen Herzstück der Gemeinde Grafenau. Und so etwas will ja auch gehegt und gepflegt werden.  Ohne die großen Anstrengungen der Gemeinde, des Förderverein und vieler einzelner, engagierte Bürgerinnen und Bürger wären auch die umfassenden Sanierungen vor einigen Jahren nicht möglich gewesen.  Zwischen 2009 und 2012 fand unter Federführung des Fördervereins, mit Hilfe von Zuschüssen des Landesdenkmalamts und der Deutschen Stiftung Denkmal eine große Sanierung statt. Schauen Sie sich um, meine Damen und Herren, diese herrlichen Wandgemälde! Dieses Jahr steht wieder etwas Großes bevor: die historische Jagdtapete, einzigartig in Deutschland,
wird derzeit aufwendig restauriert und soll in diesem Jahr wieder hier im Schloss präsentiert werden. Lieber Herr Bürgermeister Thüringer, herzlichen Dank für Ihren großen Einsatz, solche Kulturgüter zu bewahren.

Hier in Grafenau wird, wie ich finde, sehr deutlich, was seinerzeit Ministerpräsident Lothar Späth unserem Bundesland ins Stammbuch geschrieben hat: Wirtschaft braucht Kultur. Menschen, die hart arbeiten, um ihr Geld zu verdienen, schätzen es sehr, wenn sie sich in ihrer Freizeit der Kunst widmen können und dafür vielfältige Angebote vorfinden.  Und wirtschaftlich sind wir hier, vor den Toren von Sindelfingen, tatsächlich gut aufgestellt und wer Fachkräfte sucht, muss auch kulturell etwas zu bieten haben.
Hoffen wir, dass das so bleibt!  Denn der Strukturwandel macht auch oder vielleicht gerade vor dem Landkreis Böblingen mit seinem Automobilcluster nicht halt. Klar ist aber: Nur mit Mut zu neuen Technologien können wir in Baden-Württemberg unsere Stellung als Deutschlands größtem Industriestandort behaupten. Und wir haben allen Grund dafür, die aktuellen Herausforderungen – sei es die Digitalisierung, seien es neue Mobilitätsformen – mutig anzunehmen. Nicht zum ersten Mal macht unsere Industrie einen Wandel durch. Und jedes Mal haben wir es im Land der Tüftler und Denker geschafft, im Wandel einen großen Schritt nach vorne zu machen.

Manche Erfindung erfolgt nicht zielgerichtet sondern findet eher zufällig statt und oft sie provoziert anfangs Ablehnung und Verwirrung. Wichtig ist trotzdem, dass wir offen für Neues bleiben und uns Veränderungen nicht verschließen. Wenn Carl Benz seinerzeit die Menschen gefragt hätte, was sie brauchen, hätte wohl niemand gesagt: „Bitte erfinde das Automobil“. „Wir brauchen schnellere Pferde“ –  Das wäre die Antwort gewesen. Und heute können wir uns ein Leben ohne  Autos nicht mehr vorstellen.

Meine Damen und Herren, viele Branchen haben in der Vergangenheit einen tiefgreifenden Wandel erfahren. Manche von Ihnen wissen sicherlich, dass früher der Textilbereich der wichtigste Wirtschaftszweig in Baden-Württemberg war. Ich habe hier nochmal den Kalender 2019 mitgebracht, den mir Herr Ratz vom Heimatmuseum vor einem Jahr geschenkt hatte. „Früher Unternehmen in Dätzingen und Döffingen“ ist er betitelt. Wenn man den durchgeblättert, dann sieht man, welche verschiedenen Betriebe und Unternehmen es früher in Döffingen und Dätzingen gab. B. die Firma Luginsland seit 1830. Besonders aufgefallenn ist mir, dass es in Döffingen ein Strumpfwarenfabrik gab, ab 1907 im Gasthaus Ochsen, Inhaber war Georg Michael Bauer. Damals waren Strümpfe und Strumpfhosen noch aus anderen Materialien gestrickt oder gewirkt, früher auch genäht aus gewebtem Stoff. In den 1930er Jahren wurde dann aber in den USA und auch in Deutschland an Kunstfasern geforscht. Ein Amerikaner (Wallace Hume Carothers, Forschungsleiter beim Chemiekonzern DuPont,) erfand dann die erste Nylonfaser mit dem Namen Polyamid. Der Amerikaner gilt somit als einer der Urväter von Mikrofasern und zugleich als Wegbereiter eines ganzen Modephänomens. Letzteres wahrscheinlich ohne es zu ahnen, denn: aus den Kunstfasern wurden zunächst keine Strümpfe, sondern Borsten für Zahnbürsten hergestellt. Aber im kommenden Mai jährt es sich um 80 Mal, dass die ersten Nylons reißenden Absatz fanden. Und heute, meine Damen, können wir uns die Nylons aus unserer Garderobe gar nicht mehr wegdenken.

Ich finde, die Nylonstrümpfe bieten ein gutes Beispiel für Produkte, die die Menschen letztlich gerne übernommen haben und die später gar nicht mehr aus dem täglichen Leben wegzudenken waren, die auf Forschung, auf Erfindung beruhen, und zwar auf Erfindungen, die erfolgreich in marktgängige Produkte überführt werden konnten. Auf Erfindungen, die ganze Wirtschaftsbranchen überwältigt und umstrukturiert haben und sicherlich auch für viele Menschen Härten gebracht haben, Arbeitsplätze entfielen, altes Wissen war nicht mehr viel wert. Kurz: Erfindungen, die einen Strukturwandel herbeigeführt haben, der für diejenigen, die damit zu tun hatten, sicherlich nicht immer einfach waren.

Das wissen wir in Baden-Wüttemberg aus unserer Geschichte heraus also nur allzu gut, Und wir haben letztlich gute Erfahrungen damit gemacht,
meine Damen und Herren. Textilunternehmen gibt es auch heute noch in unserem Land. Textilien sind ja nicht nur Strümpfe und T-Shirts. Textilien sind heute oftmals technische Textilien und sie finden Verwendung in der Luft- und Raumfahrttechik, im Automobilbau, in der Medizintechnik, u.v.m.

Deswegen finde ich, dass wir zuversichtlich in die Zukunft schauen können, denn wir sind gut aufgestellt. Zum einen mental: wir sind aufgeschlossen für Neues, wir sind wissbegierig und lernfähig, wir sind fleißig und können anpacken. Außerdem: wir haben ein leistungsfähiges Schulsystem, eine exzellente Hochschul- und Forschungslandschaft, eine erfahrene und wandlungsbereite Industrie. Und vor allem: wir verfügen über einen einsatzbereiten und hoch kompetenten Mittelstand.

Ich bin davon überzeugt, dass wir die Herausforderungen annehmen und bewältigen werden. Lassen wir uns nicht entmutigen, bruddeln wir nicht, schauen wir nicht verzagt auf die Herausforderungen und vor allem: bleiben wir optimistisch. „Die Zukunft war früher auch besser“, hat Karl Valentin einmal gesagt.  Ich finde, dieser kabarettistische Spruch bringt die missmutige Haltung, die wir manchmal an den Tag legen, ganz gut auf den Punkt.  Legen wir die heute einfach ab. Fangen wir heute an, unsere Zukunft zu gestalten. Um die Zukunft tatkräftig mit Ihnen anzugehen: Deswegen ist unsere Kultusministerin und Spitzenkandidatin für die Landtagswahl 2021 heute hier zu uns nach Grafenau gekommen. Wir sind gespannt, liebe Susanne, auf Deinen Blick in die Zukunft.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.