Neue Agrarförderung in der Diskussion

Auch im Landkreis BB schauen die Landwirte gebannt auf die neue Agrarförderperiode der EU, die ab 2023 gelten soll. Sie beinhaltet starke Veränderungen. Bisher erhielten die Landwirte einen Teil der EU-Fördermittel entsprechend der Fläche, die sie bewirtschaften. Dies sollte die Anerkennung der Allgemeinheit dafür sein, dass die Bäuerinnen und Bauern die Landschaft pflegen und offen halten und den Bürgerinnen und Bürgern dort Freizeit und Erholung, Sport und  Naturerlebnis ermöglichen. Zukünftig müssen die Empfänger von Geldleistungen stärker als bisher ökologische Standards einhalten. Dadurch kommt es zu Verschiebungen im Fördersystem. Diese könnte besonders Landwirten zu schaffen machen, die bereits auf ökologische Landwirtschaft umgestellt haben und besonders solchen, die mit Grünland wirtschaften. Denn manches von dem, was sie leisten, ist in Zukunft nicht mehr zusätzlich förderfähig.

Die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz aus Leonberg folgte einer Einladung auf einen Hof in Gäufelden-Tailfingen, der sich seit zwei Jahren in der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft befindet. Hier versammelten sich mehrere Vertreter aus der Bioland-Regionalgruppe Gäu-Schwarzwald und trugen der Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie Matthias Miller MdL aus dem Schönbuch und dem Landtagsabgeordneten der Grünen aus Aidlingen ihre Anliegen vor.

Sabine Kurtz betonte, dass der ökologische Landbau für die Landesregierung eine sehr wichtige Rolle spiele. “Grün-Schwarz will bis zum Jahr 2030 den Anteil des ökologischen Landbaus auf 30 bis 40 Prozent der gesamten Landwirtschaft in Baden-Württemberg ausbauen”, zitierte sie den Koalitionsvertrag vom Mai 2021. Die besonderen Anliegen der landwirtschaftlichen Familienbetriebe in Baden-Württemberg in die Verhandlungen mit Berlin und Brüssel einzuspeisen sei angesichts der unterschiedlichen Interessen eine hohe Kunst. “Schon zwischen den verschiedenen Bundesländern in Deutschland gibt es große Unterschiede; in anderen Ländern wie Frankreich oder Polen sind die Interessen nochmals anders gelagert”, beschrieb sie die Lage. Sie freue sich daher sehr, dass es gelungen sei, eine zusätzliche Förderung für Betriebe zu erwirken, die nur wenige Hektar bewirtschaften, wie dies in der kleinteiligen Landwirtchaft in Baden-Württemberg der Fall sei. Außerdem konnte Minister Peter Hauk MdL eine Jungbauernprämie durchsetzen. “Das ist sehr hilfreich, wenn es um die Hofnachfolge geht”, erläuterte Sabine Kurtz.

Noch sei das EU-Paket für die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU nicht abschließend geschnürt. Nicht zuletzt durch den Regierungswechsel in Berlin sei der Vorgang aufgehalten worden. Außerdem setze sich das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg dafür ein, dass das Jahr 2024 als Prüfphase gelte: “Es muss dann die Möglichkeit geben, die GAP zu evaluieren und insbesondere die Öko-Regelungen auf den Prüfstand zu stellen”.