Kreisschützentag in Ehningen

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank, dass Sie mich heute zu Ihrem Kreisschützentag eingeladen haben, der wirklich eine lange Tradition hat. Schon zum 62. Mal richten Sie ihn heute aus. Das Sportschießen hat in unserer Gesellschaft eine lange Tradition und seinen festen Platz in Baden-Württemberg. Nicht umsonst ist der Württembergische Schützenverein, dem der Schützenkreis Böblingen ja angehört, einer der ältesten der Mitgliedsverbände des Deutschen Schützenbundes.

Mich beeindruckt besonders, dass passionierte Sportschützen echte Einzelkönner sind und dennoch intensiv den Zusammenhalt pflegen. Die Schützenvereine hier im Land leisten ein wirklich beachtliches ehrenamtliches Engagement, gerade auch in den Ländlichen Regionen. Der Schützenkreis Böblingen und seine Mitgliedsvereine sind da keine Ausnahme. Wie kein anderer Sport verbindet der Schützensport Kameradschaft mit Tradition und Verantwortung. Hier sind Konzentrationsfähigkeit, Teamfähigkeit und Pflichtbewusstsein ganz besonders gefragt.

Das sind Eigenschaften, die nicht nur beim Schießen entscheidend sind, sondern auch privat, beruflich und natürlich in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben. Mit Ihrer Vereinskultur und Ihrer Jugendarbeit leisten Sie, die Mitglieder des Schützenkreises Böblingen, einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft. Als Vizepräsidentin des Landtags bin ich in ganz Baden-Württemberg unterwegs und was mich immer am meisten freut, ist, dass wir hier eine so offene und aktive Bürgergesellschaft haben. Fast jeder 2. Baden-Württemberger engagiert sich ehrenamtlich – so wie Sie im Sportverein, in Verbänden, in Rettungsorganisationen oder in den Kirchen. Damit nehmen wir einen der Spitzenplätze im Ländervergleich ein. Der Schützenkreis Böblingen spiegelt dieses große Engagement wieder. Dafür danke ich Ihnen herzlich.

 

Aber ich weiß auch, dass Sie vor Herausforderungen stehen. Berufe oder Hobbys, die mit Schusswaffen in Verbindung stehen, haben immer wieder mit einem schlechten Image zu kämpfen. Das hat mit den Tragödien zu tun, die wir leider immer wieder erleben und die uns zutiefst erschüttern. Ich selber war Mitglied im Sonderausschuss Amok, den der Landtag nach dem Amoklauf von in einer Schule in Winnenden 2009 eingerichtet hat und habe mich intensiv mit diesen Themen befasst. Dieses schlechte Image hat auch damit zu tun, dass die Bevölkerung nicht unterscheidet zwischen legalem und illegalem Waffenbesitz, und in solchen emotional aufgeladenen Debatten nicht mehr unterscheidet zwischen krankhaftem Wahn und sportlicher Begeisterung.

Der Waffenbesitz ist mittlerweile mit vielen Vorschriften belegt. Wir haben bereits eines der schärfsten Waffenrechte. Das mag Sie als verantwortungsbewusste Sportschützen belasten. Aber sicherlich verstehen Sie auch, dass wir in der Politik alles dafür tun müssen, damit mit Waffen kein Missbrauch betrieben wird und damit wir Verbrechen vermeiden können. Für die Schützenvereine ist die Balance zwischen der Tradition und der zunehmenden Bürokratie eine Kunst – und sicher nicht leicht.

Die Vorstandsarbeit ist längst eine komplexe Managementaufgabe geworden. Ich wünsche Ihnen, dass sich wieder mehr Kameradinnen und Kameraden finden, die in den Vereinen Führungs- und Funktionsverantwortung übernehmen wollen. Dazu brauchen Sie natürlich auch den Nachwuchs. Die Altersgrenze von 12 Jahren für das Schießen ist ein echter Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Sportarten. In anderen Sportarten kann man die Kinder schon mit Angeboten für Minis oder Bambinis gewinnen. Mein Sohn war in dem Alter schon fünf Jahre im Handballverein aktiv.

Für manche steht der Schießsport auch deshalb im Schatten anderer Sportarten. Aber ich kann Sie beruhigen: Das geht nicht nur Ihrem Sport so. Bleiben wir doch beim Handball: Wenn nicht gerade Europa- oder Weltmeisterschaften sind, ist Fußball klar der beliebtere Sport. Aber: Sie stellen sich den Herausforderungen. Für den Schützenkreis Böblingen ist das heute ja kein gewohnter Schützentag. Heute geht es um ein neues Strukturkonzept und die Weiterentwicklung des Verbands.

Ich wünsche Ihnen dabei alles Gute, weiterhin viele sportliche  Erfolg und viel Freude an Ihrem Sport!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.