Kreisbauerntag 2020 in Ehningen

Lieben Bäuerinnen und Bauern,
Ihr Kreisbauerntag findet heute in turbulenten Zeiten statt. Politisch wie auch hinsichtlich der Landwirtschaft:  Die Lager scheinen sich derzeit besonders unversöhnlich gegenüber zu stehen. Auf der einen Seite: Die Städter. Auf der anderen Seite: die Landbevölkerung, Klimaschützer stehen gegenüber den Landbewirtschaftern, Tierschützer gegenüber Bauern, Artenvielfalt gegenüber Ausbeutung – so scheint die Zuspitzung derzeit zu sein.
Aber, meine Damen und Herren, liebe Landwirte, Sie muss und sie wird es immer geben. An Ihnen kommt niemand vorbei! Denn: Sie kümmern sich um unser täglich‘ Brot.  Sie versorgen uns mit Nahrungsmitteln und sorgen für die Erhaltung unserer Kulturlandschaft. Sie sorgen dafür, dass die Regale in den  Geschäften stets gut gefüllt sind. Diese Lebensmittel gibt es aber nicht zum Nulltarif! Deswegen müssen wir noch deutlicher machen: Der Verbraucher hat es selbst in der Hand. Er entscheidet mit seinem Kaufverhalten darüber, was und wie Sie produzieren. Deswegen ist es gut, dass Sie mit Demonstrationen in Stuttgart und in Berlin und mit den vielen Mahnfeuern auch bei uns im Landkreis wieder so deutlich darauf aufmerksam machen. „Land schafft Verbindung“ – Verbindung: Das ist genau die richtige Bezeichnung!
Und mit ihren Aktivitäten bringen viele von Ihnen nochmal andere  Sichtweisen in die Diskussion ein. Und so, wie ich das hier bei uns im Landkreis erlebt habe, ist das ein echter Gewinn. Ich hoffe sehr, meine Damen und Herren,
dass LsV und Bauernverband weiterhin Hand in Hand vorgehen, dass Sie auch selber „in Verbindung“ bleiben!
Meine Damen und Herren, viele denken, Öko und Bio, das sei der Schlüssel, mit dem wir alle Probleme lösen könnten. Sei es der Artenschwund, sei es der Klimawandel. Aber Träumereien und Ideologien bringen uns nicht voran. Jede Maßnahme, meine Damen und Herren, braucht auch einen Realitätscheck. Deswegen bin ich so froh, dass es unserem Landwirtschaftsminister Peter Hauk gelungen ist, das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ auf Eis zu legen. Nach dem Motto „Richtige Ziele, aber falsche Maßnahmen“ hätten die von dem Volksbegehen geforderten Maßnahmen Ihre Betriebe massiv geschwächt und den Strukturwandel beschleunigt. Denn die Einschränkung der Produktion, die das Volksbegehren vorsah, hätte allen geschadet: Den konventionellen wie den ökologisch wirtschaftenden Betrieben und genauso den Verbrauchern, also uns allen. Deswegen ist es so gut, dass die Regierung im Dialog mit allen Beteiligten dieses Eckpunktepapier erarbeitet hat. Hier sehe ich einen echten Ausgleich aller Interessen. Denn die Aufgaben, die uns gestellt sind, können die Landwirte nicht alleine erfüllen. Hier sind alle, hier ist die ganze Gesellschaft gefordert. Und Sie, liebe Landwirte, Sie sind ein Teil der Lösung! Sie sind nicht Teil des Problems! Sondern Sie sind ein entscheidender Teil der Lösung!
Viele von Ihnen sind Vorreiter bei der Nutzung moderner Technologien.
  • Präzisionslandwirtschaft,
  • neue, klimaangepasste Pflanzenzüchtungen, die weniger Pflanzenschutzmittel benötigen und damit die Böden und das Wasser schonen
  • das ist die Zukunft der Landwirtschaft.
Ich weiß natürlich: Bürokratische Vorschriften und Regularien machen es Ihnen zunehmend schwer, ordentlich zu wirtschaften.
  • Die Umwälzungen im Agrar- und Klimapaket,
  • die Verschärfung der Düngeverordnung,
  • das Mercosur-Handelsabkommen und
  • die Diskussion um das Tierwohl –
  • das sind alles Themen, die wir bewältigen müssen  und die Ihnen zu schaffen machen.
Dabei hat Baden-Württemberg mit
  • der SchALVO,
  • dem Fakt-Programm oder der
  • Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete oftmals schon vorausschauend geplant.
Deswegen sind wir ja auch nicht einig mit dem, was der Bund Ihnen derzeit zumutet hinsichtlich des Wasserschutzes. Baden-Württemberg hat da seine Hausaufgaben längst gemacht. Nirgends in Deutschland ist die Nitratbelastung so gering wie bei uns im Land. Ich hoffe sehr, dass wir auf Bundesebene in dieser Sache noch Erleichterungen für unsere Landwirte erreichen können. Das wünsche ich mir für Sie und für uns. Sie hätten es verdient, dass Sie nicht noch weiter belastet werden! Ich jedenfalls bedanke mich bei Ihnen sehr herzlich für Ihren täglichen Einsatz in der Landbewirtschaftung,  für Ihren Einsatz  zugunsten des Artenschutz und für unsere Heimat. Lassen Sie uns gemeinsam daran mitwirken, Ihrem  Beruf die Anerkennung zu verschaffen, die er verdient hat und unsere Landwirte wieder in die Mitte der Gesellschaft zu rücken.
Herzlichen Dank hierfür.