Grußwort zur Verleihung der Staufermedaille an Gerhard Weißenböck

Sehr geehrter Herr  Weißenböck, liebe Freundinnen und Freunde der Musik,

Es ist mir eine besondere Freude, heute hier sein zu dürfen. Ich freue mich sehr, dass wir die Verleihung der Staufermedaille an Sie, lieber Herr Weißenböck, in diesem würdigen Rahmen und in so großer Runde feiern dürfen. Sie haben viele Verwandte, Freunde und Wegbegleiterinnen eingeladen – alle sind gekommen, um Ihre Ehrung zu würdigen.

Wir alle freuen uns, dass dies möglich ist – so lange hat uns die Coronapandemie eingeschränkt und geplagt. Sie und Ihre Frau, Sie können selber davon ein Lied singen!  Deswegen freue ich mich von Herzen, Sie und Ihre Gäste hier gesund und munter begrüßen zu dürfen und Ihnen persönlich zu gratulieren. Die Staufermedaille, meine Damen und Herren, ist eine ganz  besondere, eine persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten an Menschen, die sich um das Land Baden-Württemberg und seine Bevölkerung verdient gemacht haben.

Mit der Staufermedaille sollen Verdienste um das Gemeinwohl geehrt werden, die im Rahmen eines in der Regel ehrenamtlichen, gesellschaftlichen oder bürgerschaftlichen Engagements erworben wurden und über viele Jahre hinweg erbracht worden sind. Auf Sie, lieber Herr Weißenböck, trifft das in hohem Maße zu. Der Blasmusikverband im Kreis Böblingen und Gerhard Weißenböck gehören für mich unzertrennlich zusammen. Seit ich Abgeordnete bin, sind Sie, lieber Herr Weißenböck, das Gesicht des Blasmusikverbands Böblingen: Außerordentlich präsent, extrem engagiert, stets ansprechbar, absolut verlässlich.

Zusammen mit Ihrer Frau konnte ich Sie bei vielen Konzerten und Veranstaltungen im ganzen Kreis, bei zahlreichen Versammlungen und Sitzungen treffen und sprechen – immer gut gelaunt und immer freundlich. Sie sind der ideale Vertreter all unserer 34 Blasmusikvereine im ganzen Kreis.

Zielstrebig, sachlich, vermittelnd und mit ganzen Herzen  haben Sie sich immer für Ihren Verband eingesetzt, und das nicht nur hier im Kreis sondern auch auf anderen Ebenen. Sicherlich haben Ihnen bei Ihrem ehrenamtlichen Engagement neben den genannten persönlichen Eigenschaften auch Ihre beruflichen Erfahrungen als passionierter Finanzfachmann und Bankdirektor geholfen.

Vielleicht kennen Sie das Zitat, des finnisches Komponisten Jean Sibelius: „Über Musik kann man am besten mit Bankdirektoren reden – Künstler reden ja nur über Geld“.

Ich war ja als langjährige kulturpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion mit vielen Künstlerinnen und Künstlern und Kulturschaffenden in Kontakt. Und daher weiß ich: Bei aller Bedeutung, die wir der Kunst beimessen – und wir brauchen sie so sehr, weil sie über unseren Alltag hinausweist, weil sie uns in Kontakt bringt mit etwas, was größer ist und höher reicht als wir Menschen selber – aber letztlich geht es doch auch immer  um das liebe Geld.

Natürlich nicht als Selbstzweck. Aber Kunst braucht Räume, Kunst braucht Orte, Musiker und Musikerinnen  benötigen Instrumente, Musik benötigt Bildung und Schulung, Orchester und Ensembles brauchen Dirigenten, Lehrerinnen und Lehrer. All das kostet Geld und dafür muss sich jemand kompetent einsetzen. Deswegen waren Sie, lieber Herr Weißenböck, ja  auch auf Landesebene aktiv und haben sich dort z.B. für den Bau der Blasmusikakademie in Plochingen eingesetzt. Ich weiß, wie sehr Sie sich gefreut hatten, als es grünes Licht für dieses Projekt gab. Es ging Ihnen, um auf das Zitat von Sibelius zurück zu kommen, beim Geld immer nur um das Mittel zum Zweck. Es ging Ihnen zuerst und  immer um die Musik.

Vielleicht haben Sie auch als langjähriger Ortschaftsrat in Maichingen (1972-1989) das nötige Feingefühl perfektioniert, um in vertrauensvoller Atmosphäre Ihre Interessen und Vorstellung vorzutragen und durchzusetzen. Jedenfalls haben Sie sich für die Belange der Blasmusik immer auf diese sympathische Weise eingesetzt und waren damit überaus erfolgreich.

Dass Sie neben Ihrem vielfältigen ehrenamtlichen Engagement selber kaum noch zum Musizieren gekommen sind, ist nachvollziehbar. Auch wenn es wirklich schade ist, dass Sie Ihre Klarinette zur Seite gelegt haben und nicht mehr als aktiver Musiker dabei sind. Aber Sie sind ja auch ein vorausschauender, ein der Zukunft zugewandter Mensch. Deswegen war und ist Ihnen die Förderung der Jugendarbeit solch ein großes Anliegen. Dazu gehörten z.B. die Bläserklassen der Musikvereine in den Schulen. Die waren Ihnen ein ganz großes, persönliches Anliegen.

Aber vor allem auch das Kreisjugendorchester,. Sie  gaben 2005 den Anstoß zu seiner Gründung. Sie haben das Kreisjugendorchester aber nicht nur ins Leben gerufen, sondern auch all die Jahre mit ganzer Kraft unterstützt, damit „Ihr Baby“, wie Sie es nannten, wachsen und sich im Kreis etablieren konnte. Und nicht zu vergessen, die jährliche Organisation und Durchführung des Kreisverbandsmusikfestes, das immer wieder zahlreiche Liebhaber und Freundinnen der Blasmusik aus nah und fern anlockt.

Besonders beeindruckend fand ich immer den Massenchor. Die Bilder der vielen Musikerinnen und Musiker in ihren schmucken Uniformen, meistens vor einer wunderschönen Kulisse in den kleinen Gemeinden unseres Kreises – die sind mir und sicherlich nicht nur mir unvergesslich.

Für jede Gemeinde, die das Kreisverbandsmusikfest jeweils ausrichtet, ist das immer ein besonderes Ereignis. Denn auch wenn wir im Kreis Böblingen in einer der dynamischsten und wirtschaftsstärksten Industrieregion leben: In vielen unserer Gemeinden fühlt sich das Leben dennoch so ähnlich an wie im ländlichen Raum.

Als Staatssekretärin im Ländlichen Raum kann ich Ihnen bestätigen: In Baden-Württemberg leben zwar nur 35 % der Bevölkerung im sog. ländlichen Raum, aber rund 60 % fühlen sich dem Ländlichen Raum zugehörig. Das ist bei uns im Kreis ganz häufig der Fall. Das hat damit zu tun, dass sich die Menschen in unseren kleinen Gemeinden miteinander verbunden fühlen, man kennt sich, man begegnet sich, man hilft sich. Der Familienzusammenhalt spielt eine wichtige Rolle. Und: man trifft sich im Verein, macht gemeinsam Musik, organisiert gemeinsam ein Fest.

Das verbindet, das ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Denn Orchester bringen Menschen aller Altersgruppen, unterschiedlicher Weltanschauungen und verschiedener Gesellschaftsschichten zusammen. Damit sind Orchester wichtige Orte der örtlichen Kultur und des gesellschaftlichen Miteinanders.

Sehr geehrter Herr Weißenböck, für Ihren Beitrag zur Förderung der traditionellen Vereine und für Ihre Anstrengungen, die Vereine für die Zukunft zu wappnen, aber vor allem für Ihre nahbare und menschliche Art, mit der Sie den Kreisverband stets mit einem offenen Ohr und im direkten Kontakt mit allen Vereinen führen – dafür möchte ich Ihnen ganz herzlich danken. Ich tue dies sehr persönlich,  aber gerne auch im Namen aller Abgeordneten aus Land und Bund hier bei uns im Kreis Böblingen: Wir alle gratulieren Ihnen ganz herzlich zur wohlverdienten Staufer Medaille des Landes Baden-Württemberg.