Das dritte Dialogforum zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunalverwaltungen im Kreis Böblingen widmete sich am 25. Juli in Weil der Stadt dem Erhalt von Ackerwildkräutern. Die von der CDU-Landtagsfraktion angeregten und vom NABU organisierten runden Tische in ganz Baden-Württemberg dienen dem Austausch und dem gegenseitigen Verständnis und wollen dazu beitragen, dem Verlust der biologischen Vielfalt gemeinsam Einhalt zu gebieten. „Miteinander statt gegeneinander“ sei das zielführende Motto, erläuterte Sabine Kurtz in der Vorstellungsrunde er 25 Teilnehmern.
Die Referenten machten in ihren Impulsvorträgen deutlich, dass rund ein Drittel der etwa 300 in Deutschland vorkommenden Ackerwildkräuter auf der Roten Liste stehen. Gerade im Kreis Böblingen jedoch könne man noch erfreulich viele Vorkommen einzelner Arten feststellen. Wenn das Getreide nicht gar so dicht steht, lassen sich gerade auf Äckern in Renningen und Umgebung der Echte Frauenspiegel blicken, das seltene Adonisröschen, das kalkhaltige Böden liebt, oder das Rundblättrige Hasenohr, erläuterte NABU-Pflanzenexperte Markus Pagel in seinem Vortrag über die Historie der Ackerwildkräuter.
Rund ein Drittel der Landesfläche in Baden-Württemberg sind Äcker. „Hier können wir mit relativ geringem Aufwand einen Quantensprung bei der Artenvielfalt schaffen. Dafür müssen wir Ackerwildkräuter wieder auf die Fläche bringen, statt sie in Reservaten zu erhalten“, appellierte Thomas Köberle, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbands (LEV) Enzkreis. Wie das gelingen kann, erläuterte er anhand des dortigen LEV-Projekt. In eigens geschaffenen Ackerwildkrautgebieten werde seit vier Jahren ein extensiver Getreideanbau ohne Pestizide, mit reduziertem Dünger, weitem Reihenabstand und geringerer Aussaatmenge beim Getreide gefördert. So sei auf den Feldern eine bunte, blühende Vielfalt an Ackerwildkräutern gewachsen. „Bis zu 40 bedrohte Arten konnten wir auf vielen Äckern nachweisen“, berichtete Köberle. Auch für die Landwirte lohne sich der Ackerwildkrautschutz. Sie könnten pro Hektar bis zu 1.000 Euro an finanzieller Förderung erhalten, wenn sie sich zu verschiedenen Maßnahmen vertraglich verpflichten.
Andreas Kindler, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Böblingen, wünschte sich weiterhin eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, um den Artenschutz im Landkreis gemeinsam zu gestalten. „Wir brauchen die Insekten zur Bestäubung und für gute Erträge. Und die Insekten brauchen wiederum die Ackerwildkräuter. Aber wir Landwirte müssen auch von unseren Äckern leben können. Förderprogramme und der Vertragsnaturschutz sind wichtig, das reicht aber nicht. Auch der Verbraucher muss bereit sein, am Regal ein bisschen mehr für regional erzeugte Lebensmittel zu bezahlen.“