Die Erdbeere reift als erste Beerenfrucht des Jahres. Somit ist die Eröffnung der Erdbeersaison, die in diesem Jahr am 28. April auf dem Obsthof Müller stattfand, gleichzeitig der Startschuss in die Beerensaison.
Eine bessere Ausgangslage für den Start in die Jahreszeit der süßen roten Früchte hätte die Natur fast nicht schaffen können. Die Sonne strahlte in Oberkirch-Zusenhofen vom blauen Himmel. Dazu war das Blühverhalten der Erdbeeren wie auch das anderer Früchte bspw. von Zwetschgen und Äpfel in diesem Jahr sehr erfreulich für die Obstbaubetriebe.
Angesichts der politischen Rahmenbedingungen zeichnen sich auf der Stirn heimischer Erzeuger dennoch zunehmend Sorgenfalten ab. Dirk Kastner, der Geschäftsführer des Obstgroßmarkts Mittelbaden sprach von einer rauen Wirklichkeit. Die Bürokratie binde immer mehr Arbeitskraft und neue Auflagen verursachen hohe Kosten. Durch wachsende Anforderungen beim Pflanzenschutz stünden selbst Biobetriebe in der Gefahr, bald nicht mehr in Baden-Württemberg produzieren zu können, führte Hubert Bernhard, Präsident des Landesverbands Erwerbsobstbau, aus.
Nun droht mit der Anhebung des Mindestlohns auf 15€ weiteres Ungemach. Ein hoher Arbeitslohn wirkt sich beim Anbau von Sonderkulturen, wo bis heute viel Handarbeit nötig ist, besonders stark aus. Der Anteil an den Produktionskosten liegt zwischen 40 und 60 Prozent. Schon die deutliche Erhöhung des Mindestlohns unter der Ampelregierung führte zu einem starken Rückgang der Anbaufläche.
Staatssekretärin Sabine Kurtz bedauerte, dass man hier bislang keine Ausnahmeregelungen für die Landwirtschaft erwirken konnte. Die Landesregierung sehe die große Differenz zu den Produktionsbedingungen in konkurrierenden Anbaugebieten wir Südtirol oder Polen. Man werde weiter das Gespräch auf Bundesebene suchen, zumal die Ernährungssicherheit in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung gewinne. Gleichzeitig ist die Staatsekretärin dankbar, dass verschiedene Landesprogramme wie die Mehrgefahrenversicherung oder die Förderung von Bewässerungsanlagen initiiert werden konnten, um die Nachteile wenigstens teilweise zu kompensieren und die Ausgangslage der Obstbauern zu verbessern.
Ein immer größerer Teil der Erdbeeren wird im Folientunnel angebaut. Hier ist das Ausfallrisiko durch Wetterextreme, Krankheiten und Schädlinge geringer, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann reduziert werden. Die Anbaufläche für Erdbeeren in Baden-Württemberg hat sich in den letzten zehn Jahren halbiert und beträgt heute etwa 2.400ha.