Zu Besuch auf dem Wolfspfad im Südschwarzwald

Kreisforstamtsleiter Helge von Gilsa erläutert den beiden CDU-Landtagsabgeordneten das Konzept des Wolfspfads im Kreis Waldshut

Wie gut ist Baden-Württemberg auf den Wolf vorbereitet? Um diese Frage zu erörtern, besuchten die CDU- Landtagsabgeordneten Sabine Kurtz und Sabine Hartmann-Müller den Wolfspfad in Höchenschwand-Strittberg im Südschwarzwald und suchten das Gespräch mit Vertretern des Landratsamts Waldshut.

Die Höchenschwander Wolfswege im Landkreis Waldshut sind einzigartig in Baden-Württemberg. Auf dem Weg durch den schon winterlichen Wald zeigten sich die beiden Landtagsabgeordneten beeindruckt von dem naturpädagogischen Erlebnispfad. 10.000 Besucher hat dieser 4 km lange Lehrpfad mit familiengerechten Schautafeln und Mitmachstationen seit seiner Eröffnung im vergangenen Jahr angezogen. Eingebettet in die Wanderwege Albsteig und Schluchtensteig entpuppte sich dieses außerordentlich lehrreiche Angebot zu einem echten Publikumsmagnet, worüber sich der Bürgermeister Stefan Dorfmeister sehr freut.

Für Sabine Kurtz wird auf dem Wolfspfad aber auch klar, welchen inneren Zielkonflikten der Natur- und Artenschutz ausgesetzt ist: „Jahrelang haben wir uns bemüht, mit Hilfe von Weidetieren die Landschaft offen zu halten. Ziel der CDU war es immer, dass kein Tal zuwächst oder verbuscht. Wir wollen unsere Kulturlandschaft offen halten für die Menschen, sei es für die Freizeitgestaltung und Erholung oder für Bewirtschaftung.“ Die Rückkehr des Wolfes gefährde Ziegen, Schafe, Kühe und andere Tiere und mache es für viele Nutztierhalter unattraktiv, sich weiterhin dieser Landwirtschaft zu widmen. Gerade in der dicht besiedelten Region Stuttgart sei ein friedliches Nebeneinander mit dem Wolf kaum vorstellbar.

„Aufklärung und Dialog zum Thema Wölfe“ stehen für Landrat Dr. Martin Kistler bei dem Projekt „Wolfspfad“ im Vordergrund. Die Waldshuter Experten, die sich mit den beiden Landespolitikerinnen in der Wolfshütte zum Gespräch trafen, sehen noch viele offene Fragen. Klar ist allen Vertretern aus Landwirtschafts-, Umwelt-, Veterinär- und Forstamt, der Jagdbehörde und dem Tourismus,  dass das von Seiten der Europäischen Union streng geschützte Wildtier jederzeit aus dem nahegelegenen Schweizer Calanda-Massiv im Südschwarzwald auftauchen oder auch, wie im Nordschwarzwald, aus ferneren Regionen zuwandern kann. Die landes- und bundesweite Diskussion zeige deutlich: wo Wölfe auftauchen, ist die Verunsicherung groß. Entsprechend lautete auch ein Hinweis der Experten an die beiden CDU-Abgeordneten, dass die betroffenen Regionen dringend auf die zweite Stufe des „Handlungsleitfadens für das Auftauchen einzelner Wölfe“ warten. Es müsse klar sein, wer, wie und wo zu reagieren habe, wenn der Wolf tatsächlich in die Gegend einwandere. Denn: „Wenn der Wolf auftaucht, ist der Bär los“, da ist sich Kreisforstamtsleiter Helge von Gilsa sicher.

Als weitere Kritik nahmen Sabine Kurtz und Sabine Hartmann-Müller mit, dass die Maßnahmen im Rahmen der Förderkulisse Wolfsprävention, die das Umweltministerium derzeit im Nordschwarzwald fördere, auf den Südschwarzwald nicht übertragbar seien. Gerade für die vielen kleineren Tierhalter seien die Vorgaben für Elektrozäune und Herdenschutzhunde nicht leistbar. Auch sei nicht nachvollziehbar, warum es eine Entschädigung für Wolfsrisse nur gäbe, wenn zuvor die teuren Präventionsmaßnahmen durchgeführt wurden. Zumal Fachleute deren Tauglichkeit und Nebenwirkungen in Frage stellen. So seien Herdenschutzhunde zwar wirksam, aber eben auch eine Gefahr für Wanderer und Erholungssuchende.

Die Forderung nach „wolfsfreien Zonen“ in Deutschland stellte Sabine Kurtz zur Diskussion und verband sie mit der Frage, ob der Wolf tatsächlich vom Aussterben bedroht sei. 60 Rudel gäbe es ihres Wissens nach bereits in Deutschland. Die Frage, ab welcher Zahl der Bestandsschutz gesichert ist, sei wissenschaftlich umstritten, erklärten die Fachleute.

Fragen zum Monitoring, Ausgleichszahlungen, Tierhalterhaftungoder den naturschutzrechtlichen Konsequenzen bei der Anwesenheit von Wölfen – es gibt handfeste Probleme zu lösen. Umso wichtiger sei ein guter Dialog zwischen allen Beteiligten, den Behörden, den Landnutzern und Umweltverbänden, betonte die Landtagsvizepräsidentin, die den Waldshutern großen Respekt dafür aussprach, dass es gelungen sei, alle an einen Tisch und ins Gespräch zu bringen: „Sie leisten damit auch in einer konfliktreichen Situation einen maßgeblichen Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft“.