75 Jahre Stuttgarter Schuldbekenntnis

In der Stuttgarter Markuskirche fand am 18. Oktober ein Gottesdienst zum Gedenken an das „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ von 1945 statt. Darin heißt es „…durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden […] wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben…“

Obwohl dieses Schuldbekenntnisses der Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland und von Vertretern des Ökumenischen Rates der Kirchen nach heutigem Verständnis sehr vage blieb und mit keinem Wort die Verbrechen durch den Nationalsozialismus erwähnt, erfuhr die Erklärung zu ihrer Zeit Kritik und Ablehnung. In seiner Predigt machte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm allerdings deutlich: „Es ist mehr als ein liturgisches ‚mea culpa‘, es ist Ausdruck der existenziellen Dunkelheit, die die Verfasser des Stuttgarter Schuldbekenntnisses angesichts der Abgründe der Jahre des Dritten Reiches stellvertretend für viele vor nun 75 Jahren zum Ausdruck gebracht haben. Bekennen, Beten, Glauben und Lieben – darin, so erklärten sie, haben wir versagt. Wir haben in unserer gesamten christlichen Existenz gefehlt, umfassend, und nun steht alles auf dem Spiel.“ Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July betonte,  „dass die württembergische Landeskirche – wie auch die EKD – die Stuttgarter Erklärung als Erbe und Auftrag sieht, eine zutiefst der Ökumene verpflichtete Kirche zu sein und immer neu zu werden“. Der Auftrag bleibe, „für die Würde eines jeden Menschen einzutreten, aus dem Glauben an Gottes Schöpfung Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung zu bekämpfen und für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden einzutreten“ sowie „eigene Schuld und Versagen zu benennen, um uns durch Gottes Geist erneuern zu lassen.“