Rede beim Kreisobst- und Gartenbautag
Sehr geehrte Frau Strecke, sehr geehrte Frau Weik,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich freue mich, heute anlässlich des diesjährigen Kreis-, Obst- und Gartenbautages zu Ihnen sprechen zu dürfen.
Ich finde es toll, mit welchem Engagement und mit welcher Freude Sie sich dem Obst- und Gartenbau widmen. Und das seit vielen Jahren: Der Oberjesinger Obst- und Gartenbauverein blickt ja zum Beispiel auf eine über 80jährige Tradition zurück. Dass das Interesse ungebrochen ist, sieht man nicht zuletzt an der beeindruckenden Entwicklung der Mitgliederzahlen im Kreisverband Böblingen. Seit der Gründung im Jahr 1974 können Sie einen deutlichen Mitgliederzuwachs verzeichnen. Das liegt sicherlich nicht zuletzt an Ihrem breit gefächerten Angebot. Neben der Information und Weiterbildung der Mitglieder setzen Sie sich auch für den Erhalt unserer heimischen Streuobstlandschaft und für den Naturschutz ein. Dafür möchte ich Ihnen ganz herzlich danken. Sie leisten damit viel für uns alle.
Sie haben ein ereignisreiches und auch schweres Jahr hinter sich. Die Spätfröste im vergangenen April und Mai haben dem Obst- und Weinbau große Schwierigkeiten bereitet und gravierende Schäden verursacht. Teilweise mussten Ernteausfälle von über 60% verkraftet werden. Gerade der Obstbau hat ja besonders gelitten. Vielerorts gab es sogar einen kompletten Ernteausfall. Die Kirsche, die in unserer Region sehr wichtig ist, hat es dabei auch sehr schwer getroffen.
Ökonomisch gesehen ist das natürlich eine Katastrophe – denn es musste dennoch in den Pflanzenschutz und die Pflege investiert werden. Das trifft diejenigen besonders hart, die auf den Ertragserwerb angewiesen sind. Es war eine richtige Naturkatastrophe, das hat die Landesregierung im Nachhinein anerkannt. Klar ist, dass die Betroffenen den Schaden nicht selber tragen können. Zum Glück hat die Landesregierung dann ja auch schnell reagiert und es wurde gleich zum Ende des Jahres das Hilfsprogramm „Frosthilfe 2017“ auf den Weg gebracht. Das Programm soll betroffene land- und forstwirtschaftliche Betriebe unterstützen. Im Haushalt 2018 haben wir dafür extra 50 Mio. Euro eingestellt. Das Landwirtschaftsministerium will sich auch für die Einführung einer
angemessenen Frostversicherung für Obstbauern einsetzen. Solche Versicherungen gibt es bislang kaum oder sie fordern sehr hohe Beiträge.
Sie sehen, das Thema Frost ist bei uns derzeit sehr präsent. Auch bei unserer Klausurtagung in Südbaden wurde mit betroffenen Obstbauern gesprochen. Und dabei handelt es sich um kein einmaliges Thema. Wir müssen langfristige Lösungen finden. Denn die Folgen des Klimawandels werden sicherlich zukünftig noch mehr Schäden in der Landwirtschaft verursachen.
Auch die Themen Artenvielfalt und Insektensterben diskutieren wir derzeit viel. Die Insekten spielen eine maßgebliche Rolle für das Ökosystem – unter anderem für die Bestäubung von Pflanzen. In China z.B. haben sich die Auswirkungen des Bienensterbens so stark gezeigt, dass die Menschen dort die Blüten von Hand bestäuben müssen. Die Gründe für das Insektensterben sind vielfältig, u.a.:
• die Lichtverschmutzung, bei der wir uns alle an die eigene Nase fassen müssen, denn der Wunsch nach starker Beleuchtung wird anscheinend immer größer
• der Einsatz von Pestiziden
• der Einsatz von zu großen Mengen an Dünger
• zu wenige Pflanzen, an denen Insekten leben können
• und nicht zuletzt der Früh- und Spätfrost.
Erst kürzlich war der bundesweit bekannte Ornithologe Prof. Dr. Berthold bei uns zu Gast in der Fraktionssitzung. Der langjährige Leiter der Radolfzeller Vogelwarte warnte mit sehr alarmierenden Zahlen vor dem Rückgang der Artenvielfalt (bei Pflanzen und Tieren). Sein Projekt „Jeder Gemeinde ihr Biotop“ hat mich dabei sehr beeindruckt. Dafür sollen besonders Flächen renaturiert werden, die für die Landwirtschaft wenig ergiebig sind. Ziel ist es, dass ein ganzer Biotopverbund entsteht. Der Biotopverbund Bodensee war das erste Projekt dieser Art für eine gesamte Region im Land. Die CDU-Landtagsfraktion unterstützt dieses Konzept und hat erreicht, dass ein weiteres Pilotprojekt wie der Biotopverbund Bodensee im Land umgesetzt wird.
Ihnen allen möchte ich für Ihr Engagement vor Ort herzlich danken – und für Ihren Beitrag zum Naturschutz. Nicht umsonst wurde der Obst- und Gartenbauverein Oberjesingen im Jahr 2013 mit dem Landesnaturschutzpreis ausgezeichnet. Darauf können Sie wirklich stolz sein. Sie schaffen mit Ihren Gärten all die kleinen Oasen, die so wichtig und wertvoll in unserer dicht besiedelten und intensiv genutzten Landschaft sind.
Ich wünsche allen Mitgliedern des Kreisverbands Böblingen der Obst- und Gartenbauvereine weiterhin alles Gute und viel Erfolg.