15 Jahre Seehaus

v.l.n.r. Ulrich Goll, Guido Wolf, Sabine Kurtz, Tobias Merckle

Mit klaren Regeln lernen straffällige Jugendliche im Seehaus in Leonberg Verantwortung für sich und ihre Taten zu übernehmen, gleichzeitig erhalten sie aber auch eine Chance auf die Rückkehr in ein straffreies Leben. Diese freie Form des Jugendstrafvollzuges gibt es nun schon seit 15 Jahren. Gemeinsam mit der CDU-Landtagsabgeordneten Sabine Kurtz besuchte Justizminister Guido Wolf (CDU) den Tag der offenen Tür am 23. September. Er betonte, wie wichtig es sei, dass Jugendlichen die Regeln des Rechtstaates beigebracht werden und ihnen dazu eine Perspektive für eine bessere Zukunft gegeben wird. Das Seehaus und seine Möglichkeit des Jugendstrafvollzuges in freier Form stellt neben den klassischen Formen des offenen und geschlossenen Jugendstrafvollzuges eine dritte Alternative für Jugendliche und Heranwachsende zwischen 14 und 23 Jahren, die zu einer Jugendstrafe oder Freiheitsstrafe ohne Bewährungverurteilt worden sind, dar. Dort erwartet sie auf der einen Seite ein durchstrukturierter und harter Arbeitsalltag. Die Jugendlichen haben früh aufzustehen, zu arbeiten, zur Schule zu gehen und sich mit den Auswirkungen ihrer Straftaten für die Opfer auseinanderzusetzten. Gleichzeitig erfahren sie aber auf der anderen Seite – oft zum ersten Mal – ein „funktionierendes“ Familienleben, da immer eine Mitarbeiterfamilie mit fünf bis sieben Jugendlichen zusammenwohnt.

 

Der Justizminister erbrachte großen Respekt seinem Amtsvorgänger Ulrich Goll (FDP) und vor allem dem Initiator des Projektes Tobias Merckle entgegen. Zusammen ermöglichten sie 2003 die Einrichtung des Seehauses. Merckle betonte im Blick auf die 197 jungen Männer, die bisher im Seehaus waren, dass es sich für jeden einzelnen lohne, ihnen eine Chance für ein Leben in Freiheit zu geben. Zwar passierten auch im Seehaus keine Wunder und es gäbe immer wieder Rückfälle, aber 75% der Jugendlichen schafften es, den Rückweg ins Gefängnis zu vermeiden. 90% der „Jungs“ nutzen ihre Zeit im Seehaus dafür, einen Schulabschluss zu machen oder das erste Lehrjahr erfolgreich abzuschließen; 98% sei es gelungen, einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz bekommen.

 

In 15 Jahren Seehaus konnten aber auch neue Projekte entstehen: Ein weiteres Seehaus wurde in Sachsen eröffnet, an Schulen wird Präventionsarbeit geleistet und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge können betreut werden. Das Seehaus entwickelt sich immer weiter. Inzwischen dürfen auch junge Männer in Untersuchungshaft werden. Sabine Kurtz wünscht dem Seehaus alles Beste für die Zukunft und hofft, dass auch in den nächsten 15 Jahren Jugendlichen in Leonberg eine Möglichkeit zur Resozialisierung gegeben wird.