Grußwort bei der Eröffnung der Artifex Kunstausstellung 2017 in Weissach

Sehr geehrte Frau Praefcke, sehr geehrter Herr Landrat, lieber Daniel Töpfer,

Ich freue mich sehr, dass Sie mich wieder zur Eröffnung Ihrer Artifex-Kunstausstellung eingeladen haben. Auch dieses Jahr haben Sie wieder eine beeindruckende Ausstellung auf die Beine gestellt, mit vielfältigen Werken sowohl der Artifex-Mitglieder als auch von Gastkünstlern. Eine solche Ausstellung bietet immer eine gute Gelegenheit, sich intensiv mit Kunst auseinanderzusetzen. Kunst begegnet uns in ihren vielen Formen zwar immer wieder im Alltag. Aber es braucht auch die Zeit und den richtigen Rahmen, um sie bewusst erleben und auf sich wirken lassen zu können.

„Was ist Kunst?“ und: „Was kann Kunst?“ – diese Fragen werden schon lange und immer wieder neu gestellt. Und nie können wir sie abschließend und allgemein gültig beantworten. Kunst wird sehr individuell wahrgenommen und interpretiert, damit ist eine klare, begrenzte Definition gar nicht möglich. Wir können uns aber der Frage zuwenden, was Kunst eigentlich leistet. Natürlich hat sie zuerst einmal einen ästhetischen Wert. Wir nehmen sie mit unseren Sinnen wahr: Wir sehen oder hören Kunstwerke und sie lösen Gefühle bei uns aus. Kunst kann uns aber auch zum Nachdenken anregen. Denn sie geht über die Dinge hinaus, die uns im Alltag beschäftigen und kann uns so neue Impulse geben. Kunst wird gerne auch als Spiegel der Gesellschaft bezeichnet, denn sie widmet sich häufig aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen. Die künstlerische Darstellung führt uns manche Entwicklungen auf eine ganz besondere Art und Weise vor Augen.

Durch Kunst kann oft zum Ausdruck gebracht werden, was man mit Worte nicht vermitteln kann. Der Fantasie und Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Folglich ist Kunst auch „die stärkste Form von Individualismus, welche die Welt kennt“, wie Oscar Wilde sagte. Denn Kunst wird nicht nur ganz individuell wahrgenommen und empfunden. Sie  entsteht häufig in einem individuellen Schaffensprozess, in dem der Künstler seine Ideen umsetzt und dabei meist alleine arbeitet. Das hat sich meinem Eindruck nach nicht geändert, auch wenn wir heute immer mehr auf Vernetzung und Zusammenarbeit setzen.

Aber: Kunst kann und will die Menschen verbinden. Denn sie spricht nicht nur eine bestimmte Zielgruppe an, sondern jeden, der sich ihr öffnet. Und dabei ist es ganz egal, wo jemand herkommt und welche Sprache er spricht. Das ist eine große Chance in einer Zeit, in der die Gesellschaft immer heterogener wird und wir den verschiedensten Einflüssen aus aller Herren Länder ausgesetzt sind.

Doch um all das zu erreichen, muss Kunst erst einmal sichtbar gemacht werden. Dazu brauchen Künstler eine Plattform, um ihre Werke der Öffentlichkeit präsentieren zu können, so wie hier heute in der Strudelbachhalle. Ausstellungen wie Ihre bieten eine gute Gelegenheit für Künstler, sich untereinander über ihr Schaffen auszutauschen und vielleicht auch, um neue Ideen zu sammeln. Gerade die Verbindung von regionalen Künstlern und Gastkünstlern bringt sicherlich wertvolle Inspirationen, denn durch die räumliche Nähe sind weitere Begegnungen möglich. Und so überschreitet die Kunst dann auch wieder die individuellen Grenzen.

Sie alle, meine Damen und Herren, haben viel Zeit und Energie investiert, bevor wir heute diese schöne Eröffnung feiern können. Und das auch häufig noch neben einem Beruf, mit dem Sie Ihre Brötchen verdienen. Umso mehr möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie uns an Ihrer Kunst teilhaben lassen und Sie nicht müde werden, Ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Artifex unterstützt seine Mitglieder tatkräftig über den gesamten Prozess hinweg und ermöglicht Ausstellungen wie heute – dahinter steckt ja ein gewaltiger Aufwand und eine aufwändige Organisation. Dass Sie die Gemeinde Weissach tatkräftig unterstützt, freut mich sehr, lieber Herr Bürgermeister. Sie haben hier ein Kleinod in Weissach, das gehegt und gepflegt werden muss.

Ich finde es außerdem sehr beachtlich, dass sich die Mitglieder von Artifex in einem so besonderen Maße dem sozialen Engagement verschrieben haben. Damit ist Ihre Kunst nicht nur eine Form des Individualismus, um nochmals an das Zitat von Oscar Wilde anzuknüpfen, sondern macht sie auch zu etwas Gemeinschaftlichem. Auch dafür danke ich Ihnen sehr herzlich!

Als Landtagsabgeordnete, die sich in Stuttgart schwerpunktmäßig auch für Kunst und Kultur einsetzt, ist es mir sehr wichtig, dass wir in Baden-Württemberg Kunst und Kultur nicht nur in den großen Städten anbieten, sondern dass wir in allen Landesteilen attraktive Angebote haben und diese auch von Seiten der Politik fördern. Die Förderung des kulturellen Lebens ist seit dem Jahr 2000 als Staatsziel in unserer Landesverfassung verankert, das halte ich für ausgesprochen wichtig. Deswegen ist die Kunstförderung für die Landespolitik eine ganz zentrale Aufgabe. Dabei kommt der Förderung des künstlerischen Nachwuchses ein hoher Stellenwert zu. Durch Stipendien sollen sie die Möglichkeit bekommen, ihr Talent frei zu entfalten. Die Kunststiftung Baden-Württemberg und die Akademie Schloss Solitude – um nur zwei Beispiele zu nennen – sind besonders auf die Nachwuchsförderung spezialisiert und genießen über Baden-Württemberg hinaus hohes Renomeé.

In diesem Jahr wurden außerdem zum zweiten Mal 13 Kunstvereine aus Baden-Württemberg gefördert, um Ausstellungen oder Projekte im Bereich der Gegenwartskunst umzusetzen. Dafür stellt das Land jeweils bis zu 10.000 Euro zur Verfügung. Dabei wird nicht nur eine bestimmte Kunst-Sparte gefördert, sondern generell Formate, die aktuelle gesellschaftliche Themen aufgreifen. Denn es ist wichtig, die Vielfalt der Kunstvereine im Land zu stärken, die ja häufig ehrenamtlich betrieben werden.

Uns beschäftigt nicht nur die Frage, wie Menschen mit Kunst in Berührung kommen können, sondern auch, wie Kunst zeitgemäß vermittelt werden kann. Denn die Anforderungen des Publikums wandeln sich. Der Digitalisierung von Kunst kommt dabei eine hohe Bedeutung zu. Unsere Museen sind da schon recht gut voran geschritten, mit verschiedenen Ansätzen, wie z. B. virtuelle Museumsbesuche. Auch der Artifex Kunstverein hat ja ganz selbstverständlich ein solches digitales Angebot auf seiner Website.

So ein Angebot darf natürlich immer nur eine Ergänzung sein. Nichts geht über das Original! Es kann durch nichts ersetzt werden. Und Ausstellungen, bei denen Menschen ins Gespräch kommen, sind auch durch nichts zu ersetzen! Aber ich freue mich, dass Sie sich bei Artifex diesen Möglichkeiten und Chancen der Digitalisierung nicht verschließen. Viele Menschen haben ja Angst vor vielen Entwicklungen, die unsere moderne Welt kennzeichnen. Deswegen muss es uns gelingen, die reale Welt und die virtuelle Welt sinnvoll miteinander zu vernetzten. Das Internet sollte nur eins von vielen verschiedenen Möglichkeiten und Medien sein. Deswegen haben Sie ja auch wieder solch einen schönen Katalog gestaltet, zu dem ich Ihnen ganz besonders gratulieren möchte.

Ich bin fest davon überzeugt: Unsere breite Kulturlandschaft kann nur bestehen, wenn alle gesellschaftlichen Gruppen gemeinsam wirken. Bürgerschaftliche Initiativen wie Artifex leisten einen ganz wesentlichen Beitrag dazu und ermöglichen den Menschen in der Region den Zugang zu Kunst und kultureller Teilhabe. Für Ihr wertvolles kulturelles und soziales Engagement danke ich Ihnen ganz herzlich.